Stress in der Schule
Probleme in der Schule sind verbreiteter, als man denkt. Was ist zu tun?
An einer Berufsschule wurden zum Schuleintritt der Lehrlinge Tests durchgeführt. Die zukünftigen Berufsschüler wurden auf ihre allgemeinen Fähigkeiten hin getestet, die unerlässlich für das Bestehen in der Berufswelt sind. Von 196 jungen Männern und Frauen, alle mit frischem Schulabschluss, erreichten nur 20% die Kategorie „genügend“.
Druck im Klassenzimmer
Laura ist acht Jahre alt, geht in die zweite Klasse und kann nicht lesen. Sie rechnet ohne Probleme, aber sobald es um das sprachliche Zusammensetzen dieser verschiedenen schwarzen Zeichen in der richtigen Reihenfolge geht, steigt sie aus. Ihr Lehrer ist geduldig, die anderen Kinder in der Klasse nicht. Es gibt Gekicher, Augenverdrehen, genervtes Stöhnen, wenn Laura sich abmüht. Laura schämt sich.
(Über-)Strapazierte Nerven
Stephan kommt von der Schule nach Hause. Essen, Hausaufgaben. Die gestalten sich als schwierig. Er hat heute zum ersten Mal Bekanntschaft mit Multiplikationen gemacht, die entsprechenden Übungen dazu wollen aber nicht gelingen. Seine Mutter versucht zu helfen, erklärt, zeigt auf die Beispiele im Buch. Stephans Miene wird immer finsterer. „Aber Frau Grauer hat uns das anders beigebracht!“ „Ja – wie denn?“ „Ich weiß auch nicht, anders, und da hab ich es schon nicht verstanden, und ich finde die Aufgaben blöd.“ Mütterliche Geduld ist gefragt, nach etlichen weiteren Anläufen und Appellen an seine Aufmerksamkeit und Mitarbeit, die allesamt nichts fruchten, werden die Emotionen auf beiden Seiten heftig. Eine zornige Bubenhand wischt das Heft vom Tisch, eine zornige Mutterhand verirrt sich auf dem Hinterkopf des Buben. Beide sind anschließend todunglücklich, beide haben das Gefühl, versagt zu haben. Vielleicht diktiert die Mutter hinterher die Lösungen der Aufgaben, vielleicht geht Stephan am nächsten Morgen auch ohne Hausaufgaben zur Schule und vielleicht wird Frau Grauer die Zeit haben, ihm das Ganze noch einmal zu erklären – vielleicht.
“Das werd ich eh nie brauchen...”
Nadine ist froh. Sie hat zwar eine Zwei in der letzten Mathearbeit, aber sie weiß: Das Thema Dreisatz ist jetzt abgeschlossen, darüber wird sie nie mehr eine Prüfung schreiben müssen, und das nächste Kapitel im Mathebuch ist sicher nicht so schwierig, da kann sie wieder aufholen. Zwei Jahre später: Nadines Bewerbung um eine Lehrstelle als Verkäuferin stieß bei einem Messerschmied auf Interesse. Sie wird zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Werkstatt, den Laden, das Team und auch den Meister findet sie super, sie fühlt sich sofort wohl „Hier würde ich gerne arbeiten“, denkt sie. Ihr Auftreten, ihre offene, direkte Art gefallen. Im letzten Teil des Gesprächs gibt es noch einen kleinen Test mit Fragen wie „In unserer Werkstatt kostet eine Arbeitsstunde 60 Franken. Wie viel muss verrechnet werden, wenn für das Schleifen eines Messers 15 Minuten gebraucht werden?“ Nadine kann keine der Aufgaben lösen. Der Meister bedauert das ehrlich.
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Eva-Maria Wolf
Lieben & Leben
An einer Berufsschule wurden zum Schuleintritt der Lehrlinge Tests durchgeführt. Die zukünftigen Berufsschüler wurden auf ihre allgemeinen Fähigkeiten hin getestet, die unerlässlich für das Bestehen in der Berufswelt sind.
Teaser
Laura ist acht Jahre alt, geht in die zweite Klasse und kann nicht lesen. Sie rechnet ohne Probleme, aber sobald es um das sprachliche Zusammensetzen dieser verschiedenen schwarzen Zeichen in der richtigen Reihenfolge geht, steigt sie aus. Ihr Lehrer ist geduldig, die anderen Kinder in der Klasse nicht.
